Die Entwicklung des neuen Stadtteils Rosensteinviertel hat noch nicht begonnen, doch die Weichen dafür werden bald gestellt. Mit der Informellen Bürgerbeteiligung Rosenstein (2016) hat die Landeshauptstadt Stuttgart begonnen, die Bürgerschaft in die Diskussion einzubinden. Als Mitglied des Forums Rosenstein hat der Info-Laden mit der Gleisbogen-Ausstellung an allen öffentlichen Veranstaltungen im Rahmen der Informellen Bürgerbeteiligung teilgenommen (darunter im Rathaus und in der Wagenhalle in Stuttgart-Nord).
Das Gleisbogen-Team verfolgt das Ziel, den Gleisbogen in das Bewusstein der Öffentlichkeit zu rücken und dafür zu werben, ihn im Zuge der weiteren Überlegungen und Planungen zu berücksichtigen.
Der Gleisbogen und seine Eisenbahnrelikte könnte zu einer vielseitigen, historischen und zugleich neuartigen Parklandschaft weiterentwickelt werden, in der in enger Nachbarschaft urbane Nutzungen wie Kultur, Naherholung, Sport und Freizeit ebenso eingebunden werden könnten wie naturnahe Bereiche mit ökologischen Nischen und Ausgleichsflächen im Sinne einer Stadtwildnis.
Eine Nachnutzung des Gleisbogens als neuer Bestandteil der Stuttgarter Parksystems und als Identität stiftender Baustein für die Gestaltung der alten und neuen Quartiere stellt eine Chance und zugleich eine Herausforderung dar.
Die über Jahre in der städtebaulichen Rahmenplanung wie auch in den vertiefenden Wettbewerbsverfahren formulierten grundsätzlichen Ziele und Vorstellungen erscheinen auch bei Erhalt des Bahndamms und der Bauwerke des Gleisbogens umsetzbar. Die auftretenden Vor- und Nachteile gilt es in weiteren Untersuchungen zu analysieren, mit den Planungszielen abzustimmen und letztlich abzuwägen.
Vielleicht ergeben sich gerade aus den Herausforderungen, die der Gleisbogen zweifellos bietet, neue Impulse auch für die Planung.
Um dies herausfinden zu können, ist trotz des scheinbar fernen Realisierungszeitraums des RosensteinViertels frühzeitig darauf zu achten, dass nicht allein schon durch die Unterlassung der Auseinandersetzung mit den offenen Fragen und durch vorzeitige Beseitigung der Bahnanlagen Fakten geschaffen werden, die künftige Nutzungschancen und Gestaltungsspielräume einschränken.
Will man die Möglichkeit offen halten, Bahndämme, Schotterflächen, Bauwerke und Brücken, aber auch kleinteiligere Reminiszenzen wie Schienen, Stellwerke, Signale, aber auch die vorhandene Fauna und Flora in Gänze oder in Teilen zu bewahren, bedarf es ihrer rechtzeitigen, zumindest vorläufigen planerischen Sicherung, nicht zuletzt auch in Vorbereitung weiterer Planverfahren. Geeignete Abschnitte müssten dabei heraus gearbeitet, der Umgang mit ihnen geklärt werden.
Den ersten Schritt in diese Richtung hat der Info-Laden mit der Veranstaltung „Offenes Format Gleisbogen“ getan, die er im Oktober 2016 im Rahmen der Informellen Bürgerbeteiligung Rosenstein im Seitenflügel der Martinskirche durchführte.
Gemeinsam mit engagierten Bürgern hat das Gleisbogen-Team strategische, gestalterische und verfahrenstechnische Fragen diskutiert – in Bezug auf den Gleisbogen als Einheit und auf seine drei Abschnitte: den nördlichen Abschnitt (von der Wagenhalle über die Brücken an der Nordbahnhofstraße, das nördliche Überwerfungsbauwerk bis zu den Brücken an der Goppeltstraße), den mittleren Abschnitt mit der vielfältigen Dammlandschaft und das südliche Überwerfungsbauwerk. Die Ergebnisse dieser Veranstaltung sind in das Memorandum der Informellen Bürgerbeteiligung Rosenstein (Landeshauptstadt Stuttgart 2017) eingeflossen.
Das Engagement der Info-Ladens beginnt Früchte zu tragen. Die mögliche Rolle des Gleisbogens im zukünftigen RosensteinViertel ist für die Landeshauptstadt Stuttgart ebenso ein Thema geworden wie für andere Institutionen, mit denen der Info-Laden zusammenarbeitet.
Schließlich ist der Gleisbogen auch inhaltlich vielschichtig: Er ist nicht nur Eisenbahn- und Stadtgeschichte, er ist städtebauliches Rückgrat und urbanes Landschaftsbauwerk zugleich, Kulturprojekt und diesbezüglich Projektionsfläche kreativer Kräfte der Stadtgesellschaft. Er geht uns alle an, zumindest als demokratisches Beteiligungsprojekt!